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Bevölkerungsdichteauswirkungen auf die Lebensbedingungen

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Daten von März 2011. Neueste Daten: Weitere Informationen von Eurostat, Haupttabellen und Datenbank

In diesem Artikel werden die Unterschiede zwischen dünn besiedelten Gebieten (oder ländlichen Gebieten) und dicht besiedelten Gebieten (oder städtischen Gebieten) in europäischen Ländern betrachtet. Es umfasst fünf Themenbereiche: gravierende materielle Deprivation; Einkommensniveaus, die dazu führen, dass Menschen armutsgefährdet sind; Schwierigkeiten beim Zugang zur gesundheitlichen Grundversorgung; Breitband-Internetanbindung sowie Kriminalität, Gewalt und Vandalismus. Nur bei drei dieser Themenbereiche ist ein einheitliches Muster zu erkennen: In städtischen Gebieten sind Breitband-Anschlüsse und Meldungen über Kriminalität, Gewalt und Vandalismus häufiger; in ländlichen Gebieten ist der Zugang zur gesundheitlichen Grundversorgung schwieriger. Bei den beiden armutsbezogenen Themen ergibt sich ein uneinheitlicheres Bild.

Abbildung 1: Quote der unter erheblichen materiellen Entbehrung leidenden Bevölkerung, nach Urbanisationsgrad, 2009 (¹) (%) - Quelle: EU-SILC
Abbildung 2: Von Armut bedrohte Bevölkerung, nach Urbanisationsgrad, 2009 (%) - Quelle: EU-SILC
Abbildung 3: Anteil der Bevölkerung mit erschwertem Zugang zur medizinischen Grundversorgung, nach Urbanisationsgrad, 2007 (%) - Quelle: EU-SILC
Abbildung 4: Anteil der Haushalte mit Breitbandzugang, nach Urbanisationsgrad, 2009 (%) - Quelle: EU-SILC
Abbildung 5: Anteil der Bevölkerung die von Kriminalität, Gewalt oder Vandalismus berichtet, nach Urbanisationsgrad, 2009 (%) - Quelle: EU-SILC
Karte 1: Grad der Besiedlung, 2001 - Quelle: Eurostat NSI

Wichtigste statistische Ergebnisse

Gravierende materielle Deprivation

In Rumänien und Bulgarien ist mit 32 % bzw. 42 % der Anteil der Bevölkerung, der unter gravierender materieller Deprivation leidet, am höchsten. Diese Deprivation ist in ländlichen Gebieten besonders groß, der Anteil ist dort um 11 bzw. 15 Prozentpunkte höher als in städtischen Gebieten. In den sechs Ländern, die hinter diesen beiden Ländern rangieren, nämlich Lettland, Ungarn, Litauen, Polen, die Slowakei und Griechenland, ist Deprivation in ländlichen Gebieten häufiger als in städtischen Gebieten, der Unterschied ist aber deutlich geringer. In 19 der übrigen 22 Länder ist die gravierende materielle Deprivation in städtischen Gebieten ausgeprägter als auf dem Land [1] (siehe Abb. 1). In einigen Ländern ist der Unterschied recht deutlich. Sowohl in Belgien als auch in Österreich liegt die gravierende materielle Deprivation in dicht besiedelten Gebieten um fünf Prozentpunkte höher als anderswo. Kurz gesagt ist die gravierende materielle Deprivation in den meisten Mitgliedstaaten, vor allem in den stärker entwickelten Ländern, in städtischen Gebieten ein größeres Problem als auf dem Land.

In den zehn mittel- und osteuropäischen EU-Mitgliedstaaten ist die gravierende materielle Deprivation eher höher, bisweilen viel höher, und die Anteile sind in den ländlichen Gebieten größer. Dies mag auch der Grund dafür sein, dass diese Länder noch immer eine starke Wanderung von ländlichen in städtische Gebiete aufweisen, was in anderen Ländern nicht der Fall ist.

Armutsgefährdung

Obwohl die gravierende materielle Deprivation in 19 der 30 untersuchten Länder in städtischen Gebieten konzentriert ist, liegt die Armutsgefährdungsquote in 24 von 30 Ländern in ländlichen Gebieten höher als in städtischen Gebieten. Die Gesamtstatistiken können jedoch einen irreführenden Eindruck vermitteln.

Obwohl die gravierende materielle Deprivation von den lokalen Lebenshaltungskosten beeinflusst wird, wird die Armutsgefährdungsquote für ein ganzes Land auf eine Höhe festgesetzt. So wird das Einkommen einer Person, die in London lebt, mit demselben Schwellenwert verglichen wie das Einkommen einer Person, die im ländlichen Wales lebt, obwohl die Lebenshaltungskosten in London viel höher sein dürften. Darüber hinaus fließen die Wohnkosten bei der Berechnung des verfügbaren Einkommens nicht ein. Da die Wohnkosten in Städten normalerweise höher sind und mehr Menschen in Städten Wohnraum mieten dürften als in ländlichen Gebieten, ist es wahrscheinlich, dass sich nach Anpassung des Einkommens zur Berücksichtigung der Wohnkosten ein genaueres Bild ergibt. Andere Aspekte der Lebenshaltungskosten, etwa Transportkosten, müssen ebenfalls eingerechnet werden. Transportkosten können in ländlichen Gebieten höher sein, weil ein Auto erforderlich ist und die Fahrtstrecken länger sind als in städtischen Gebieten, aber die Auswirkungen dieser Kosten hängen von den Einkommensniveaus sowie von der Verfügbarkeit und den Kosten öffentlicher Verkehrsmittel ab.

Allerdings war in den beiden Ländern, in denen die gravierende materielle Deprivation in städtischen Gebieten viel höher war als in ländlichen Gebieten (Belgien und Österreich), die Armutsgefährdung in städtischen Gebieten ebenfalls höher (siehe Abb. 2). Die Armutsgefährdung war in städtischen Gebieten im Vereinigten Königreich und in Luxemburg ebenfalls deutlich höher als in ländlichen Gebieten. In Rumänien und Bulgarien ist der Unterschied zwischen ländlichen und städtischen Gebieten in Bezug auf die Armutsgefährdung sogar noch höher als in Bezug auf die gravierende materielle Deprivation.

Die Armutsgefährdung ist in Gebieten mit mittlerer Bevölkerungsdichte am niedrigsten. Dazu gehören normalerweise kleinere Städte und die Vororte großer Städte. Beispielsweise waren in Deutschland, Frankreich, der Schweiz und Schweden Menschen, die in Vororten und (kleineren) Städten wohnten, am wenigsten armutsgefährdet.

Zugang zur gesundheitlichen Grundversorgung

Dies ist eindeutig ein Problem ländlicher Gebiete. In allen Ländern melden Menschen, die in ländlichen Gebieten leben, größere Schwierigkeiten beim Zugang zur gesundheitlichen Grundversorgung als Menschen in städtischen Gebieten (siehe Abb. 3). Landbewohner müssen größere Entfernungen zurücklegen, um zu praktischen Ärzten und Primärversorgungszentren zu gelangen. Dennoch ist es einigen Ländern gelungen, dieses Problem zu minimieren. In Norwegen, Schweden und Finnland ist der Unterschied zwischen städtischen und ländlichen Gebieten zu vernachlässigen, aber der Gesamtanteil der Personen, die Zugangsschwierigkeiten melden, ist nach wie vor hoch (zwischen 12 % und 17 %). In Frankreich, dem Vereinigten Königreich und den Niederlanden ist der Zugang besser (lediglich 6 % bis 9 % melden Probleme), und der Unterschied zwischen städtischen und ländlichen Gebieten ist gering. In den Niederlanden, einem kleinen, urbanisierten Land, war mit einem guten Zugang zur gesundheitlichen Grundversorgung zu rechnen, aber das Vereinigte Königreich und insbesondere Frankreich mit großen dünn besiedelten Gebieten haben Systeme eingeführt, die auch in relativ abgelegenen Gebieten einen guten Zugang sicherstellen.

Am anderen Ende des Spektrums schneiden Lettland, Malta, Italien, die Slowakei und Italien schlecht ab: Mehr als 30 % ihrer Bevölkerung haben Schwierigkeiten beim Zugang zur gesundheitlichen Grundversorgung. Der Unterschied zwischen städtischen und ländlichen Gebieten ist in diesen Ländern auch tendenziell viel größer. So ist in Rumänien für 40 % der ländlichen Bevölkerung der Zugang zur gesundheitlichen Grundversorgung schwierig, verglichen mit nur 15 % in städtischen Gebieten. Auch in Belgien und Malta ist der Unterschied groß, aber beide Länder weisen eine sehr kleine ländliche Bevölkerung auf, sodass diese Zahlen mit gewisser Vorsicht zu interpretieren sind. (Die Größe der Blasen in der Abbildung hängt vom Anteil der Gesamtbevölkerung ab, der in diesen Gebieten lebt, multipliziert mit dem Anteil der Bevölkerung, der Schwierigkeiten meldet. Infolgedessen sind die auf die ländliche Bevölkerung bezogenen Blasen für Belgien und Malta recht klein, obwohl ein großer Anteil der Bevölkerung in ländlichen Gebieten in beiden Ländern Schwierigkeiten meldet.)

Breitband- Internetanschluss

In 28 von 30 Ländern sind Breitband-Internetanschlüsse in städtischen Gebieten häufiger vorhanden als in ländlichen Gebieten (siehe Abb. 4). Nur im Vereinigten Königreich und in Luxemburg liegen die Werte für Breitband-Internetanschlüsse in ländlichen Gebieten höher als in städtischen Gebieten, und zwar um zwei Prozentpunkte.

Der Unterschied zwischen städtischen und ländlichen Gebieten beträgt in Lettland, Rumänien und – trotz seiner IT-Industrie – in Irland über 25 Prozentpunkte. In Spanien, Portugal, Griechenland, Kroatien und Bulgarien liegt der Unterschied zwischen 20 und 25 Prozentpunkten. In einigen Ländern ist dieser Unterschied zum Teil auf die fehlende Breitbandversorgung in ländlichen Gebieten zurückzuführen. Dem Bericht über die digitale Wettbewerbsfähigkeit Europas 2010[2] zufolge beträgt die Versorgung in ländlichen Gebieten in Lettland und Rumänien lediglich 67 % bzw. 45 %. Insgesamt ist die Breitbandversorgung der ländlichen Bevölkerung in der EU mit 80 % hoch, wobei lediglich in Zypern, Rumänien und Bulgarien Anteile unter 50 % zu verzeichnen sind.

In den ländlichen Gebieten Irlands standen 82 % der Bevölkerung Breitbandanschlüsse zur Verfügung, aber nur 42 % hatten tatsächlich einen Anschluss. Das zeigt, dass andere Aspekte, etwa unterschiedliche Breitbandkosten, verfügbares Einkommen, digitale Kompetenz oder die Nutzungsmöglichkeiten von Breitbandanschlüssen in städtischen und ländlichen Gebieten auch unterschiedlich sein können. Diese Unterschiede können in stärkerem Maße als die Breitbandversorgung auch für die Kluft zwischen städtischen und ländlichen Gebieten verantwortlich sein.

Kriminalität, Gewalt und Vandalismus

Die städtische Bevölkerung hat in der Regel einen besseren Zugang zur gesundheitlichen Grundversorgung und zu Breitbandanschlüssen, ist aber Kriminalität, Gewalt und Vandalismus stärker ausgesetzt (siehe Abb. 5). Der Anteil der Personen, die diese Probleme in ihrer Umgebung melden, ist in allen Ländern in städtischen Gebieten am höchsten. Die EU-Durchschnittswerte machen dies deutlich. In städtischen Gebieten melden 23 % derartige Probleme, verglichen mit lediglich 8 % in ländlichen Gebieten. Dies gilt auch für ökologische Probleme wie Ruß, Luftverschmutzung und Lärm (Daten zu diesen Themen im 5. Kohäsionsbericht).

Die vier Länder, in denen mehr als 20 % der Bevölkerung Kriminalität, Gewalt und Vandalismus meldeten, waren Bulgarien, Lettland, das Vereinigte Königreich und die Niederlande. Die vier Länder, in denen weniger als 7 % der Bevölkerung derartige Probleme angaben, waren Island, Norwegen, Litauen und Polen. Die Tatsache, dass sich sowohl die Gruppe der ersten vier als auch die Gruppe der letzten vier Länder aus Ländern mit hohem BIP pro Kopf und Ländern mit den niedrigsten BIP pro Kopf in Europa zusammensetzen, ist bezeichnend. Sie deutet entweder darauf hin, dass die Probleme völlig unabhängig vom Grad der wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes auftreten oder dass die Begriffe, je nach Zusammenhang und den Erwartungen der Befragten, anders interpretiert werden. Die Art und Weise, wie die Fragen übersetzt wurden, kann die Befragten ebenfalls beeinflussen, da es schwierig sein kann, die genauen Bedeutungsnuancen in allen Sprachen wiederzugeben.

Die politische Debatte kann einen starken Einfluss auf die Zahl der Personen ausüben, die diese Probleme melden. So ist etwa in den Niederlanden die politische Debatte seit der Ermordung des Regisseurs Theo Van Gogh und des Politikers Pim Fortuyn stark auf die öffentliche Sicherheit konzentriert. Dies mag erklären, warum ein so hoher Anteil von Personen Kriminalität, Gewalt und Vandalismus in den Niederlanden als wichtiges Problem nennt.

In Italien und Portugal beträgt der Unterschied zwischen städtischen und ländlichen Gebieten mehr als 20 Prozentpunkte. In Zypern, Island und Norwegen ist er am geringsten.

Datenquellen und Datenverfügbarkeit

Die in diesem Kapitel gezeigten Blasendiagramme wurden überarbeitet und eine große Datenmenge in einer Abbildung zusammengefasst. Sie zeigen:

  • den Ländernamen (horizontale Achse);
  • die Rangfolge der Länder nach nationalen Anteilen (horizontale Achse);
  • die Anteile der drei Gebietsarten je Land (drei farblich codierte Blasen);
  • den Anteil der Bevölkerung in dem Gebiet, multipliziert mit dem Anteil der Bevölkerung des Gebiets mit dem betreffenden Problem (Blasengröße). Bei den Themen, die Probleme widerspiegeln, entspricht die Blasengröße der relativen Bedeutung des Problems in den einzelnen Gebieten eines Landes.

Diese Art der Abbildung kann auch zeitreihenanimiert sein, sodass die Blasenwerte sich im Zeitverlauf ändern und einem Schaubild, das bereits sehr viele Daten enthält, eine weitere Dimension verleihen.

Die Daten über den Breitbandzugang in diesem Kapitel sind jährlichen Erhebungen über die IKT-Nutzung durch private Haushalte und Einzelpersonen entnommen. Sie werden von Eurostat online veröffentlicht (table isoc_pibi_hba).

Die übrigen vier Abbildungen basieren auf maßgeschneiderten Extraktionen aus der EU-Erhebung über Einkommen und Lebensbedingungen (EU SILC).

Gebiete nach dem Verstädterungsgrad werden im Rahmen der Arbeitskräfteerhebung definiert.

Dies gilt auch für das Konzept des „Verstädterungsgrades“. Unter Verwendung des Kriteriums der geografischen Nachbarschaft in Verbindung mit einem Mindestschwellenwert für die Bevölkerung auf der Grundlage von lokalen Verwaltungseinheiten der Ebene 2 (LAU2) und Volkszählungsdaten von 2001 wurden drei Gebietsarten definiert.

Dicht besiedeltes Gebiet

Gruppe benachbarter LAU2-Einheiten, die eine Bevölkerungsdichte von jeweils mehr als 500 Einwohnern pro km² und zusammengenommen eine Bevölkerung von mindestens 50 000 Einwohnern aufweisen.

Gebiet mit mittlerer Besiedlungsdichte

Gruppe benachbarter, nicht zu einem dicht besiedelten Gebiet gehörender LAU2-Einheiten, die eine Bevölkerungsdichte von jeweils mehr als 100 Einwohnern pro km² aufweisen und entweder zusammengenommen eine Bevölkerung von mindestens 50 000 Einwohnern haben oder an ein dicht besiedeltes Gebiet grenzen.

Gering besiedeltes Gebiet

Gruppe benachbarter LAU2-Einheiten, die weder zu einem dicht besiedelten Gebiet noch zu einem Gebiet mit mittlerer Besiedlungsdichte gehören. Eine Gruppe von LAU2-Einheiten mit einer Gesamtfläche von weniger als 100 km², die in einem dicht besiedelten oder einem Gebiet mittlerer Besiedelungsdichte liegt, aber nicht die erforderliche Besiedlungsdichte erreicht, wird dem jeweiligen Umgebungsgebiet zugeordnet. Wird sie von einem dicht besiedeltem Gebiet und einem Gebiet mit mittlerer Besiedlungsdichte umschlossen, gilt sie als letzterem Gebiet zugehörig.

Eine GIS-Schicht mit den entsprechenden Informationen kann hier heruntergeladen werden: http://epp.eurostat.ec.europa.eu/portal/page/portal/gisco/geodata/reference.

Ausnahmen: Frankreich, Griechenland, Finnland und Irland

Einige Länder haben sich für eine geänderte oder aktualisierte Klassifikation entschieden. Karte 1 beinhaltet diese Klassifikationen.

  • Frankreich: Das nationale statistische Amt Frankreichs (INSEE) hat zur Definition des Verstädterungsgrades seiner Gemeinden eine andere Methodik benutzt.
  • Griechenland: Eurostat hat die oben genannte Definition auf die LAU1-Ebene angewandt, weil die digital erfassten Grenzen der griechischen LAU2 nicht vorlagen. Griechenland hat seine LAU2-Regionen jedoch nach dieser Methodik klassifiziert.
  • Finnland: Finnland hat diese Methodik auf einen neueren Satz von LAU2-Grenzen angewandt.
  • Irland: Irland hat ebenfalls einen Ansatz gewählt, der sich von dem oben beschriebenen Ansatz unterscheidet. Es hat anstelle von LAU2-Einheiten LAU1-Einheiten klassifiziert. Infolgedessen wurden folgende Städte (LAU1) als dicht bevölkert klassifiziert: Cork City, Dublin, Galway, Limerick und Waterford. Der Rest des Landes ist dünn besiedelt.

Nähere Informationen zu diesen Ausnahmen.

Überarbeitung des Verstädterungsgrades

Die Europäische Kommission hat den ursprünglichen Verstädterungsgrad unter Verwendung von Bevölkerungs-Rasterzellen anstelle von LAU2-Einheiten als Hauptkriterium überarbeitet. Dadurch werden die Genauigkeit und die Vergleichbarkeit dieser Klassifikation verbessert. Die wichtigsten Kriterien der neuen Methodik sind:

  1. Gering besiedeltes Gebiet (Alternativbezeichnung: ländliches Gebiet): Über 50 % der Bevölkerung leben in ländlichen Rasterzellen.
  2. Gebiet mit mittlerer Besiedlungsdichte (Alternativbezeichnung: Städte und Vororte): Weniger als 50 % der Bevölkerung leben in ländlichen Rasterzellen und weniger als 50 % leben in Clustern mit hoher Bevölkerungsdichte.
  3. Dicht besiedeltes Gebiet (Alternativbezeichnungen: Städte/urbane Zentren/städtische Gebiete): Mindestens 50 % leben in Clustern mit hoher Bevölkerungsdichte[3].

Dabei werden folgende Definitionen benutzt:

Ländliche Rasterzellen: Rasterzellen außerhalb der städtischen Cluster

Städtische Cluster: Cluster benachbarter[4] Rasterzellen von 1 km² von einer Dichte von mindestens 300 Einwohnern pro km² und mindestens 5 000 Einwohnern

Cluster mit hoher Bevölkerungsdichte: Cluster benachbarter[5] Rasterzellen von 1 km² von einer Dichte von mindestens 1500 Einwohnern pro km² und mindestens 50 000 Einwohnern

Nähere Informationen sind den neuen Eurostat-Leitlinien zur AKE in Bezug auf den Verstädterungsgrad zu entnehmen. Diese überarbeitete Klassifikation wird ab dem Bezugsjahr 2012 angewandt.

Gravierende materielle Deprivation

Die Quote der materiellen Deprivation ist der Anteil der Personen, die sich mindestens vier der folgenden Kategorien finanziell nicht leisten können:

  • unerwartete Ausgaben;
  • eine Woche Jahresurlaub außer Haus;
  • Nachzahlungen (Hypothek oder Miete, Wasser-, Gas- und Stromrechnungen oder Ratenzahlungen);
  • jeden zweiten Tag eine Mahlzeit mit Fleisch, Geflügel oder Fisch;
  • ausreichende Beheizung der Wohnung;
  • Waschmaschine;
  • Farbfernsehgerät;
  • Telefon;
  • Auto für den persönlichen Gebrauch.

Armutsgefährdung: Die Armutsgefährdungsquote beruht auf einer Definition des relativen Einkommens. Eine Person gilt als „arm“, wenn sie in einem Haushalt lebt, dessen verfügbares Äquivalenzeinkommen unter dem Schwellenwert von 60 % des nationalen medianen Äquivalenzeinkommens liegt. Aufgrund der Art des festgesetzten Schwellenwertes und der Tatsache, dass ein Einkommen unter diesem Schwellenwert weder eine erforderliche noch eine ausreichende Voraussetzung für einen niedrigen Lebensstandard ist, wird dieser Indikator als Messgröße für das Armutsrisiko herangezogen.

Zugang zur gesundheitlichen Grundversorgung: Der Zugang zu den Leistungen ist unter physischen und technischen Gesichtspunkten und nach Öffnungszeiten zu bewerten, nicht unter den Gesichtspunkten Qualität, Preis und dergleichen. Der physische Zugang ist unter dem Gesichtspunkt der Entfernung zu bewerten, aber auch unter Berücksichtigung der Infrastruktur und der Ausrüstung: wenn beispielsweise der nächstgelegene Erbringer von Gesundheitsleistungen weit entfernt ist und die Anfahrt zu lange dauert oder wenn es aufgrund fehlender Beförderungsmittel unmöglich ist, dorthin zu gelangen. Unter gesundheitlicher Grundversorgung versteht man das Vorhandensein eines praktischen Arztes, eines Primärversorgungszentrum oder einer Notfallaufnahme oder ähnlichen Einrichtung, wo Erste Hilfe geleistet werden kann.

Breitband- Internetanschluss: Ein Internetanschluss mittels xDSL-Technik, eines für das Internet aufgerüsteten Kabelnetzes oder anderer Breitbandtechnologien

Meldung von Kriminalität, Gewalt oder Vandalismus in dem Gebiet: Die Frage in EU SILC lautet:

Haben Sie eines der folgenden Probleme mit Ihrer Wohnung/Unterkunft:

Kriminalität, Gewalt oder Vandalismus in dem Gebiet? Ja/Nein.

Kontext

Im Lissabonvertrag ist der territoriale Zusammenhalt neben dem wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalt als eines der Ziele der EU aufgeführt. Dieses neue Konzept wurde 2008 in einem Grünbuch vorgestellt, und die Debatte wurde 2009 im 6. Zwischenbericht über den Zusammenhalt zusammengefasst. Im 5. Bericht über den Zusammenhalt werden die wichtigsten Fragen im Zusammenhang mit dem territorialen Zusammenhalt erläutert und dargelegt, wie diese in politische Vorschläge umgesetzt werden können. Eine der wichtigsten Fragen im Zusammenhang mit dem territorialen Zusammenhalt ist der Bedarf an Daten über unterschiedliche territoriale Ebenen, insbesondere für untergeordnete geografische Einheiten. Die Klassifikation des Verstädterungsgrades bietet einen einmaligen Einblick in Entwicklungen auf lokaler Ebene und hebt die Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebieten hervor.

Weitere Informationen von Eurostat

Veröffentlichungen

Haupttabellen

Datenbank

Spezieller Bereich

Quelldaten für die Tabellen, Abbildungen und Karten (MS Excel)

Weitere Informationen

Siehe auch

Fußnoten

  1. In Malta und den Niederlanden wurden dicht besiedelte Gebiete mit Gebieten mit mittlerer Besiedlungsdichte verglichen, weil es keine dünn besiedelten Gebiete gibt. In Irland wurden Gebiete mit mittlerer Besiedlungsdichte mit dünn besiedelten Gebieten verglichen, weil es keine dicht besiedelten Gebiete gibt.
  2. Bericht über die digitale Wettbewerbsfähigkeit Europas 2010, Luxemburg: Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, 2010. http://ec.europa.eu/information_society/digital-agenda/publications/index_en.htm.
  3. Darüber hinaus sollten in jedem Cluster mit hoher Bevölkerungsdichte mindestens 75 % der Bevölkerung in dicht besiedelten LAU2-Einheiten leben. Damit wird auch sichergestellt, dass alle Cluster mit hoher Bevölkerungsdichte von mindestens einer dicht besiedelten LAU2-Einheit vertreten werden, auch wenn auf dieses Cluster weniger als 50 % der Bevölkerung dieser LAU2-Einheit entfallen.
  4. Benachbart bedeutet bei städtischen Clustern auch diagonal (d. h. Zellen, bei denen sich nur die Ecken berühren). Lücken im städtischen Cluster werden nicht gefüllt (d. h. Zellen, die von städtischen Zellen umgeben sind).
  5. Benachbart bedeutet nicht diagonal (d. h. Zellen, bei denen sich nur die Ecken berühren), und Lücken im Cluster werden gefüllt (d. h. Zellen, die von einer Mehrheit von dicht besiedelten Zellen umgeben sind).