Grenzüberschreitende-Mobilität-und-Klimawandel

SOC I A L AG E NDA / J U LY 2 0 1 7 / 2 7 © Europäische Union Im Juli 2019 veröffentlichte Ihre Abteilung den Bericht zur Beschäftigung und zur sozialen Lage in Europa (ESDE) zum Thema „Nachhaltiges Wachstum für alle“ (siehe Seite 8). Der Klimawandel steht am Schnittpunkt der beiden Bereiche, in denen Sie tätig waren, zunächst Wirtschaft und jetzt Soziales ... Bevor ich vor zwei Jahren zur GD EMPL kam, beschäftigte ich mich hauptsächlich mit wirtschaftlichen, steuerlichen und finanziellen Fragen und mit Aspekten der internationalen Wirtschaft. Als ich dann bei der GD EMPL war, wurde mir klar, dass es in der Wirtschaft um Menschen geht. In den letzten Jahren hat sich auch innerhalb der GD Wirtschaft und Finanzen (ECFIN) der Europäischen Kommission und im Internationalen Währungsfonds eine Entwicklung vollzogen: Sie beschäftigen sich zunehmend mit dem Thema Ungleichheit, an dem das Interesse nach der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 stark gestiegen ist. Wir sollten alles in unserer Macht Stehende tun, um alle einzubeziehen, nicht nur um der Statistik willen, sondern auch insgesamt um der Bürger willen: Je mehr Menschen am Arbeitsmarkt teilnehmen, desto mehr beschäftigungsintensives Wirtschaftswachstum gibt es und desto mehr Menschen profitieren generell von diesem Wachstum. Vor zwei Jahren konzentrierte sich der ESDE-Bericht auf eine gerechte Verteilung zwischen den Generationen. Bei der Präsentation habe ich eine Grafik hervorgehoben, die zeigt, dass der aktive Teil der Bevölkerung in den kommenden Jahren je nach Land abnehmen wird: Wenn alles andere gleich bleibt, würde auch das Wachstum abnehmen. Es sei denn, wir steigern die Produktivität drastisch, was wiederum von vielen Faktoren abhängt. Gilt das auch für den Klimawandel? Das ist ein gutes Beispiel: Wir müssen uns auf diesen neuen Kontext auf eine gerechte Art und Weise einstellen und dürfen dabei niemanden auf der Strecke lassen. Der Übergang zur ökologischenNachhaltigkeit wird nicht automatisch sozial gerecht sein: Es liegt an uns, ihn sozial zu gestalten! Gerechtigkeit ist das Erfolgsrezept, vor allem angesichts des Klimawandels, und wir müssen an diesem Übergang arbeiten, um sicherzustellen, dass er gerecht ist. Gibt die Herausforderung durch den Klimawandel Ihrer Arbeit einen neuen Sinn? Vor einigen Jahren, als ich auf den Finanzmärkten in London tätig war oder in der GD ECFIN zu Wirtschafts- und Finanzfragen arbeitete, fiel es mir schwer, meinen Kindern meine Arbeit zu erklären. Jetzt ist es viel einfacher, da diese Themen weniger technisch sind und mehr mit breiteren gesellschaftlichen Anliegen zusammenhängen: Der Klimawandel betrifft alle! Ich erzähle ihnen viel über meine Arbeit, und die Fragen, die wir untersuchen. Die kommende Generation steht dem Klimawandel viel sensibler gegenüber, als wir es uns vorstellen. Einige meiner Kollegen haben jüngere Kinder als ich, die an den Demonstrationen der Schüler gegen die politische Untätigkeit angesichts des Klimawandels teilnehmen! Loukas Stemitsiotis, Europäische Kommission: Gerechtigkeit ist das Erfolgsrezept, gerade im Hinblick auf den Klimawandel. Loukas Stemitsiotis leitet die Abteilung Thematische Analyse der Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Integration der Europäischen Kommission (GD EMPL) Den Klimawandel bewältigen INTERVIEW SO Z I A L AG E NDA / NOV E MB E R 9

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