Grenzüberschreitende-Mobilität-und-Klimawandel

SOC I A L AG E NDA / J U LY 2 0 1 7 / 2 5 © Belga Image Mobile Gesundheitseinrichtung: Ein von der EU finanziertes Projekt in Südkarelien in Finnland brachte medizinische Dienstleistungen direkt zu den Landbewohnern. Lernen am Arbeitsplatz „Ich bin froh, an dieser Schulung teilnehmen zu können“, sagt Sylvie Dehais, eine Auszubildende, die im Jahr 2018 von Habiter au Quotidien profitieren konnte. „Das Lernen erfolgt am Arbeitsplatz, zusammen mit unserem Diensthabenden Roland Negluau, der nicht nur unser Lehrer, sondern auch unser Mentor ist. Es ist nicht nur eine lohnende Berufserfahrung, die uns Fähigkeiten und Know-how vermittelt, sondern auch eine menschliche Erfahrung, durch die wir Selbstvertrauen zurückgewinnen und neue Fähigkeiten entdecken können, die bisher den Männern vorbehalten waren.“ Die Projektbegünstigten werden in Bereichen eingesetzt, die ihnen eine Reihe von Baukompetenzen durch praxisnahes Lernen vermitteln, einschließlich Verputzen, Malen und Tapezieren, Fliesenlegen und Fußbodenverlegen in einer sicheren Umgebung. Nach fünf Monaten Lernen auf der Baustelle können sie ein professionelles Praktikum absolvieren. Das gibt ihnen weitere Berufserfahrung und hilft ihnen, selbstbewusster zu werden, ihre beruflichen Fähigkeiten zu meistern und ihre Beschäftigungsfähigkeit zu verbessern. Dienstleistung an der Haustür Die Gesundheitsversorgung ist der 16. Grundsatz der Europäischen Säule sozialer Rechte. In Finnland leben rund 40 % der Menschen in überwiegend ländlichen Gebieten, der höchste Wert in der EU. Während ein ländlicher Lebensstil viele Vorteile bietet, gibt es auch Probleme beim Zugang zu Dienstleistungen wie der Gesundheitsversorgung – insbesondere für ältere Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Das Projekt „Mallu macht die Runde“ in der Region Südkarelien wollte dieses Problem angehen und die medizinische Versorgung direkt zu den Landbewohnern bringen. Im Jahr 2010 wurde ein Bus zu einer mobilen Gesundheitseinrichtung ausgestattet, und eigens zugeordnete Krankenschwestern fuhren die Region ab und boten Grippeimpfstoffe, die Entfernung von Nähten, Gesundheitsberatung und eine Blutdrucküberwachung an. In den darauffolgenden Jahren fuhr der Bus weiter durch die Region, wobei die Dienstleistungen um Zahnbehandlungen, Rezeptausstellungen und ärztliche Leistungen an Schulen erweitert wurden. Dank des Busses konnten ältere und bedürftige Patienten leicht Zugang zu den nötigen Gesundheitsdiensten erhalten. Terminentlastung Das Projekt trug auch dazu bei, das medizinische Personal in den regionalen Gesundheitszentren zu entlasten, indem die Zahl der Patienten, die Arzttermine benötigen, reduziert wurde. „Wenn die Dienste zentralisiert sind, nehmen die Distanzen zu“, sagt Jukka Kärkkäinen vom Nationalen Institut für Gesundheit und Gemeinwohl in Finnland. „Mobile Dienste sind eine sehr gute Sache für die Patienten. Klinik-Busse können viele Untersuchungen und Verfahren näher an die Bewohner heranbringen.“ Das Mallu-Bus-Projekt umfasste ein Gebiet mit mindestens 100 000 potenziellen Patienten. Besonders effektiv war es, wenn es darum ging, das selbstständige Leben älterer Menschen zu unterstützen. Es trug dazu bei, die Kosteneffizienz der regionalen Gesundheitsversorgung zu maximieren und die Effizienz der regionalen Gesundheitszentren zu verbessern. Die Daten aus den täglichen Aktivitäten des Mallu-Projekts wurden den Gesundheitsbehörden zur Verfügung gestellt, damit das bestehende Servicenetz besser ausgebaut werden kann. Das Projekt wurde im Rahmen der Unterstützung der EU für eine zugängliche und erschwingliche Gesundheitsversorgung im Zeitraum 2011-2013 über den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums mit 48 000 EUR finanziert. SO Z I A L AG E NDA / NOV E MB E R 9

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