Social-Agenda-Issue-54-DE

Festlegung europäischer Normen im Bereich der Barrierefreiheit für wichtige Produkte und Dienstleistungen ergänzen.“ Der Access City Award wurde im Rahmen der Konferenz zum Europäischen Tag der Menschen mit Behinderungen verliehen, einer jährlichen Veranstaltung, die von rund 400 Teilnehmern aus ganz Europa besucht wird. Schwer sehbehindert Anna Woźniak-Szymańska aus Warschau (Polen) berichtet in einem Video, das auf der Website der Europäischen Kommission veröffentlicht wurde, was Barrierefreiheit für sie bedeutet und welche Verbesserungen von der Stadt Warschau vorgenommen wurden, um die Schwierigkeiten, mit denen sie konfrontiert ist, zu beseitigen. „Da ich stark sehbehindert bin, ist die Mobilität mein größtes Problem“, sagt Anna. „Warschau ist eine große, pulsierende Stadt. Das bedeutet, dass ich auf ganz unterschiedliche Barrieren stoße: Ich habe Probleme damit, die Bus- und Straßenbahnlinien zu identifizieren, die Türen zu finden und in die Busse und Straßenbahnen zu gelangen. Da muss ich mich konzentrieren.“ „Warschau ist in den letzten Jahren zu einer freundlicheren Stadt geworden“, fügt Anna hinzu. „Es gibt zusehends mehr Blindenleitsysteme, die Menschen mit einem Blindenstock bei der Orientierung helfen. Sie helfen auch sehbehinderten Menschen, die das Blindenleitsystem unter ihren Füßen spüren können. Bei immer mehr Straßenbahn- und Bushaltestellen gibt es markierte Eingänge. Alle Orte und Städte sollten barrierefrei sein, weil die Barrierefreiheit uns ermöglicht, als Bürger dieser Orte ein normales Leben zu führen.“ Taub und blind In einem weiteren Video der Kommission berichtet Sanja Tarczay aus Zagreb (Kroatien), dass sie taubblind ist. „Daher bin ich jeden Tag mit Mobilitätsproblemen konfrontiert. Nicht nur, weil ich taubblind bin, sondern auch weil meine Umgebung mir eine Reihe von Schwierigkeiten bereitet. Mir ist die Zugänglichkeit von Bildungseinrichtungen ein besonderes Anliegen. Wenn man bedenkt, wie es vorher war, bin ich jetzt wirklich sehr stolz darauf, wie sich die Stadt Zagreb verändert hat. Nehmen wir zum Beispiel die Philosophische Fakultät, wo sehr viele Anpassungen vorgenommen wurden“, betont Sanja. „Angefangen bei grundlegenden physischen Anpassungen: Zum Beispiel gibt es Rampen, es gibt Aufzüge, aber es wird auch für sehbehinderte Studenten gesorgt. Es gibt einen geeigneten Raum, in dem die Studenten die Texte mit Braille-Schrift an ihre Bedürfnisse anpassen können. Diese Fakultät bietet Studierenden mit Behinderungen auch eine Transportmöglichkeit zur Universität an. Eine barrierefreie Stadt ist nicht nur für Menschen mit Behinderungen wichtig, sondern für alle Bürger. Barrierefreiheit bedeutet, Zugang zu Wissen zu haben. In einer barrierefreien Stadt zu leben heißt, in einer Stadt mit Herz zu leben.“ Zugang per Fahrrad Wie wichtig die Barrierefreiheit für alle Bürger ist, zeigt ein weiteres Video mit Hugo Martinez aus Lugo (Spanien). Hugo, der keine Behinderung hat, fährt gerne mit seinem Fahrrad. „Es gibt wenige Gebiete mit Radwegen, und die sind nicht ausgeschildert“, berichtet er. „Es ist schwer, den Zugang zuOrten zu finden, weil es kaumWegweiser gibt, die bei der Orientierung helfen. Zum Glück hat sich meine Stadt verändert, weil wir über den Verein Riolas Piktogramme an vielen Geschäften und an anderen Orten, wie dem Provinzmuseum, angebracht haben, und jetzt habe ich zu vielen Orten in meiner Stadt leichter Zugang. Barrierefreiheit bedeutet mir sehr viel, weil ich sicherer unterwegs sein kann und Dinge selbstständig machen kann. Sie kann aber auch für jeden von uns an einem bestimmten Punkt im Leben wichtig sein.“ Videos mit Anna, Sanja und Hugo: https://europa.eu/!qG69wF Zugänglichkeit zur Kultur Das Kulturerbe stellte ebenfalls einen wichtigen Aspekt des Access City Award 2019 dar: Anlässlich des Europäischen Jahres des Kulturerbes 2018 wurden zwei Städte für ihre Bemühungen um die Verbesserung des Zugangs zum Kulturerbe mit einem Sonderpreis ausgezeichnet: Viborg (Dänemark) und Monteverde (Italien). Dieser Preis soll das Bewusstsein dafür wecken, was bisher getan wurde und was die EU für ihre Bürger mit Behinderungen tun möchte, damit alle Bürger den kulturellen Reichtum gleichberechtigt genießen können. Wissen und Herz: Barrierefreiheit (hier dank einem Braille- Notepad) bedeutet Zugang zu Wissen, und eine barrierefreie Stadt bedeutet eine Stadt mit Herz. © Belga Image SOZ I A L AG E NDA / M Ä R Z 2 0 1 9 / 2 5

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