Social-Agenda-Issue-54-DE

Flexibilität und Würde: Aufgrund der Digitalisierung wird mehr Flexibilität nötig sein. Unabhängig davon, ob jemand eine kurzfristige Beschäftigung annehmen muss oder möchte, müssen wir sicherstellen, dass diese Person in Würde arbeiten kann. © Belga Image THEMA SPEZIAL sie guten Arbeitsbedingungen begegnen und in Würde arbeiten können. Deshalb möchten wir vorausschicken, dass Menschen, die in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen arbeiten (zum Beispiel unter Abrufverträgen), darüber Bescheid wissen müssen, in welchen Zeitnischen sie dazu aufgefordert werden können, wie lange im Voraus sie darüber informiert werden und sich zur Verfügung stellen müssen und von welchen materiellen Rechten sie profitieren können, die ihnen angeboten werden müssen. Wir haben gesehen, wie die Richtlinie über schriftliche Erklärungen von den Mitgliedstaaten umgesetzt wurde: Es wurden Menschen aus ihrem Geltungsbereich ausgeschlossen, und zwar meistens diejenigen, die das am dringendsten gebraucht hätten! Das wird sich nun ändern, sobald wir mit dem Rat und dem Parlament eine Einigung über transparente und vorhersehbare Arbeitsbedingungen erzielt haben. Gilt das Gleiche für den Sozialschutz für alle? Ja. Wenn es viele Kurzzeitverträge und unterschiedliche Beschäftigungsstatus gibt (arbeitslos, angestellt, Arbeit für ein Unternehmen, Versendung in ein anderes Unternehmen, freiberufliche Tätigkeit ...), müssen wir dafür sorgen, dass all diese neuen Arbeitsformen und die Menschen, die diese Arbeiten machen, auch Zugang zu sozialer Sicherheit haben – theoretisch, aber auch praktisch! Das mussten wir also mit den Mitgliedstaaten verhandeln. Deshalb haben wir dazu eine Empfehlung vorgeschlagen, die von allen Mitgliedstaaten einstimmig angenommen wurde und die wir auch in Zukunft weiterverfolgen werden: Alle Mitgliedstaaten sollten prüfen, wie auch für diese Arbeitnehmer eine soziale Sicherheit gewährleistet werden kann, denn es wird immer mehr von ihnen geben. Wenn wir jetzt nicht handeln, werden wir feststellen, dass wir tatsächlich ein gut organisiertes Sozialschutzsystem haben, aber für immer weniger Menschen! Dies ist nicht eine Gesellschaft, wie wir sie wollen. Die Annahme der europäischen Agenda für Kompetenzen im Jahr 2016 war einer der Höhepunkte Ihres Mandats. Sie haben auch eine jährlich stattfindende Europäische Woche der Berufsbildung initiiert ... Die Kompetenzfrage hat auch eine strategische Seite. Menschen mit einer Qualifizierung haben keine Angst vor dem digitalen Zeitalter. Und es braucht digital versierte Mitarbeiter, um florierende Unternehmen zu haben, die gute Gehälter zahlen und für ein echtes Wachstum sorgen können. Dabei geht es nicht nur darum, die richtigen Kompetenzen zu haben, und es geht auch nicht um bestimmte digitale Berufe. Es ist im Grunde eine Denkweise: Es geht darum, wie man lernt. Wir müssen sicherstellen, dass die Menschen umgeschult und weitergebildet werden können und dass eine Lernkultur entsteht. Ich erinnere mich an meinen Studienabschluss, und dass ich mir gedacht habe: 1 8 / SOZ I A L AG E NDA / M Ä R Z 2 0 1 9

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