Social-Agenda-Issue-54-DE

Echte Chancengleichheit: Für die Gesellschaft ist es wichtig, von allen verfügbaren Talenten zu profitieren und dass Frauen und Männer ihre Aufgaben aufteilen. © Belga Image alles, wenn man möchte, dass die Menschen flexibel und in der Lage sind, ein Leben lang zu lernen. Wir brauchen Menschen, die resilient sind und die von Kindheit an gute Chancen haben und diese Lernkultur mitbringen. Sie versuchen, Denkweisen zu verändern, beispielsweise durch den Vorschlag zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Wir werden uns nicht in die Familienpolitik oder in das Leben der Familien einmischen. Wie Männer und Frauen und andere Paare die Arbeit unter sich aufteilen, ist ganz ihnen überlassen. Wir möchten allerdings dafür sorgen, dass es eine Chancengleichheit für Männer und Frauen gibt, wie wir es in Europa immer schon getan haben und wo wir stets Pioniere waren. Am Arbeitsmarkt zeigt sich, dass die Beschäftigungsquote der Frauen weit unter der der Männer liegt. Das ist am Beginn der Berufslaufbahn noch nicht der Fall. Frauen können nach dem Schulabschluss oder einer weiteren Ausbildung sogar bessere Ergebnisse vorweisen als die Männer, und sie sind in der Mehrheit. Und dann beginnen sie zu arbeiten. Sie beginnen, eine Familie aufzubauen, und von dem Moment an, an dem sie Kinder haben, ist ihr Karriereweg nicht mehr aufsteigend, oder er geht sogar ein wenig nach unten. Es folgen Unterbrechungen, Kurzurlaube, längere Beurlaubungen, und manchmal verlassen sie den Arbeitsmarkt überhaupt ganz. Dabei brauchen wir aber alle Talente, die es gibt, und es mangelt an Kompetenzen! Es gibt so viele talentierte Damen, junge und ältere, in die die Gesellschaft investiert hat und die auf dem Arbeitsmarkt aktiv sein wollen. Da sie jedoch meistens für die Betreuungs- und Pflegeaufgaben zuständig sind, können sie nicht ihr volles Potenzial auf dem Arbeitsmarkt entfalten. Andererseits wissen wir, dass mehr Männer denn je Betreuungspflichten übernehmen wollen. Die Kinder sind ja auch ihre Kinder. Somit sehen wir, dass es da ein Ungleichgewicht gibt. Wir haben das Problem analysiert und dabei erfahren, dass die geringere Teilnahme von Frauen am Arbeitsmarkt auf Betreuungspflichten zurückzuführen ist. Warum übernehmen das nicht die Männer, sogar wenn sie dazu berechtigt sind (wir haben bereits eine Richtlinie über Elternurlaub in Europa)? Weil das oft nicht bezahlt wird und sie nach dem traditionellen Stand der Dinge normalerweise die Erstverdiener sind. Deshalb nehmen sie ihren Urlaub nicht in Anspruch. Wir möchten Männern und Frauen mit unserem Vorschlag sowohl bei Betreuungs- und Pflegeaufgaben als auch am Arbeitsmarkt wirklich gleiche Chancen geben. Wenn wirklich gleiche Chancen bestehen, können die Haushalte überlegen, wofür sie sich entscheiden. Für die Gesellschaft ist es wichtig, von allen verfügbaren Talenten zu profitieren und dass Frauen und Männer ihre Aufgaben aufteilen. Frauen möchten mit ihrem Potenzial auf dem Arbeitsmarkt oder in ihrer Karriere erfolgreicher sein, und Männer möchten es schaffen, für Betreuungs- und Pflegeaufgaben mehr zur Verfügung zu stehen. Es ist also eine Win-win-Situation! Durch den Zugang zu Sozialschutz für alle Arbeitnehmer und eine neue Richtlinie über transparente und vorhersehbare Arbeitsbedingungen haben Sie sich auch mit den neuen Beschäftigungsformen befasst … Da gibt es eine zweifache Herausforderung. Wir brauchen mehr Konvergenz zwischen den Mitgliedstaaten. Entweder einigen wir uns auf eine Abwärtskonvergenz und lassen die Dinge automatisch laufen oder wir wünschen uns eine Aufwärtskonvergenz – dann müssen wir uns bemühen. Deshalb sind wir auch in diese Richtung aktiv. Wir müssen uns und die Bevölkerung allerdings auch auf die neue Arbeitswelt vorbereiten: Digitalisierung, Globalisierung, demografische Alterung … Wir müssen uns anpassen, und es zeigt sich, dass wir aufgrund der Digitalisierung bereits jetzt und sicherlich in Zukunft Arbeitsplätze haben werden, die wir uns jetzt noch nicht einmal vorstellen können. Es wird mehr Flexibilität notwendig sein. Es wird viele kurzfristige Jobs für ein paar Stunden in der Woche geben und noch andere Veränderungen … Wenn die Menschen solche Arbeiten annehmen müssen, selbst wenn sie es gerne tun, weil es ihnen Flexibilität gibt, dann müssen wir sicherstellen, dass SOZ I A L AG E NDA / M Ä R Z 2 0 1 9 / 1 7

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