Social Agenda Issue 53-DE

SOZ I A L AG E NDA / J U LY 2 0 1 7 / 2 7 Menschen helfen, ihr Potenzial auszuschöpfen Sie waren und sind verantwortlich für Dienste, die mit dem Europäischen Sozialfonds (ESF), sozialen Investitionen, Migranten, sozialen Angelegenheiten ... zu tun haben. Die Frage der Kompetenzen scheint sich wie ein roter Faden durch all diese Bereiche zu ziehen... Sowohl mein früherer als auch mein derzeitiger Aufgabenbereich hat viel mit sozialer Investition zu tun, wo es darum geht, Menschen zu befähigen, damit sie ihr persönliches Potenzial sowohl in der Gesellschaft als auch auf dem Arbeitsmarkt ausschöpfen können. Dabei geht es auch um die Frage der Chancengleichheit: Am besten investiert man in Menschen, indem man die richtigen Voraussetzungen zum Lernen schafft, und zwar von der frühen Kindheit an, und indem man ihre Kompetenzen im Laufe des Lebens weiterentwickelt. Sehen wir uns den Bereich der Mikrofinanzierung an: Auch hier geht es darum, Menschen bei der Entwicklung ihrer Ideen zumWachstum eines Unternehmens zu unterstützen. Genau das wurde mit dem ESF seit Gründung der EU ermöglicht: Menschen darin zu unterstützen, beruflich vorwärts zu kommen, sie auszubilden, weiterzubilden und umzuschulen. Insofern haben Sie Recht, ja, beim Thema Kompetenzen läuft alles zusammen. Wie steht es mit der Umsetzung der europäischen Agenda für Kompetenzen aus dem Jahr 2016? Alle zehn Maßnahmen der Kompetenzagenda (siehe Sozial Agenda Nr.°45) wurden auf den Weg gebracht. Einige, wie z. B. das Kompetenzprofil-Tool für Drittstaatsangehörige (siehe Sozial Agenda Nr.°49) oder die Studie zur Abwanderung von Fachkräften, wurden bereits abgeschlossen. Andere Maßnahmen sind an größere, laufende Reformen in den Mitgliedstaaten geknüpft, wie beispielsweise die Empfehlung „Weiterbildungspfade“. Diese Leitinitiative wird strukturelle Maßnahmen und Unterstützung für die 61Millionen Erwachsenen in Europa bringen, die Problememit unzureichenden Grundfertigkeiten (Lesen, Schreiben, Rechnen und digitale Fertigkeiten) haben oder ohne Qualifikationen von der Schule abgegangen sind. Der beruflichen Aus- und Weiterbildung kommt in dieser Hinsicht eine Schlüsselrolle zu? Sicherlich, sie kann Menschen eine Erstqualifikation und weitere Qualifikationen vermitteln, um ihren ersten Arbeitsplatz zu finden, und bietet anschließend während des gesamten Lebens Möglichkeiten zum Ausbau von Qualifikationen und zur Umschulung. Fortlaufendes Lernen ist die einzige Möglichkeit, mit dem raschen Tempo des technologischen und gesellschaftlichen Wandels Schritt zu halten, und die berufliche Aus- und Weiterbildung muss auf diese Herausforderung eine Antwort bereithalten. Ihr Hauptschwerpunkt lag traditionell auf der Erstausbildung der jungen Menschen. Diesen Schwerpunkt sollte sie auch beibehalten, doch sie muss auch den Bedürfnissen der Menschen nach Weiterbildung und lebenslangem Lernen gerecht werden. Ich habe kürzlich in Deutschland Handelskammern und berufsbildende Schulen besucht. Sie vermitteln den Lernenden hochwertige Qualifikationen und Kompetenzen, die auf dem Arbeitsmarkt geschätzt werden und eine unmittelbare Beschäftigungsfähigkeit gewährleisten. Es gibt viele bewährte Praktiken in den Mitgliedstaaten. Es ist entscheidend, dass wir daraus lernen, das Lernen in der Gruppe fördern und EU-Finanzierungsinstrumente nutzen, um die Attraktivität, Qualität und Exzellenz der beruflichen Aus- und Weiterbildung zu unterstützen. Unsere neue Initiative „Centres of Vocational Excellence“ (Exzellenzzentren für die berufliche Bildung) wird genau dieses Ziel verfolgen. Manuela Geleng: „Am besten investiert man in Menschen, indem man die richtigen Voraussetzungen zum Lernen schafft, und zwar von der frühen Kindheit an, und indem man ihre Kompetenzen im Laufe des Lebens weiterentwickelt”. © Europäische Union INTERVIEW Manuela Geleng ist neue Direktorin für Kompetenzen, berufliche Aus- und Weiterbildung, Mikrofinanzierung und Sozialunternehmen bei der Europäischen Kommission SOZ I A L AG E NDA / NOV E MB E R 8

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