Social Agenda Issue 53-DE

Lebensunterhalt verdienen will und – ganz grundsätzlich – was einen interessiert und was man gut kann. Auch hier hatte Magda Glück. Nicht nur, weil sie eine erwachsene Person an ihrer Seite hatte, die sich für sie einsetzte und sie unterstützte, sondern auch weil die Social Innovation Foundation, die das Haus betrieb, ihre Arbeit auf andere Bereiche ausgeweitet hatte. Dazu gehört auch ein Sozialunternehmen – ein reizendes Café in einer bekannten Grünanlage der Stadt. Magda begann dort als Kellnerin zu arbeiten und stellte bald fest, dass es ihr Spaß machte, mit Menschen zu arbeiten – und dass sie Interesse an Kulinarischem hat. Nun machen wir einen Sprung ins Jahr 2018. Magdas spannende Pläne für ihr Leben kennen wir ja bereits. Sie hat inzwischen ihren Studienabschluss gemacht und arbeitet jetzt bei So Stay, einem sozial verantwortlichen Hotel, das junge Menschen mit Heimhintergrund beschäftigt. Interessierte können reinschnuppern und einfach als Freiwillige anfangen. Das Gastgewerbe als expandierender Sektor in der Stadt und die damit verbundenen Branchen bieten die Möglichkeit, zu lernen und zu wachsen. Magda ist dafür ein gutes Beispiel. Seit sie dabei ist, hat sie entsprechende Qualifikationen in der Gastronomie erworben und wurde kürzlich in eine Führungsposition befördert. Durchdachte Partnerschaft Magdas Geschichte beeindruckt. Gleiches gilt für So Stay und die übergeordnete Stiftung. Das Hotel ist das Ergebnis eines durchdachten Partnerschaftsmodells zwischen öffentlichem Sektor, Privatsektor und Sozialwirtschaft. Die Stadt Gdańsk mit ihrem starken und visionären Engagement im Bereich soziale Innovation und Sozialwirtschaft hat das Projekt durch eine Kombination aus Europäischem Fonds für regionale Entwicklung, Europäischem Sozialfonds, städtischen Geldern und Drittmitteln ermöglicht. Viele Städte könnten von dem, was hier erreicht wurde, lernen, und die Auszeichnung der Organisation als URBACT „Good Practice“-Stadt hat dazu beigetragen, ihren Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Diese Auszeichnung ist wohlverdient. Junge Menschen in der Obhut des Staates müssen im Leben die bestmöglichenChancenbekommen,geradeweilsiesoeinenschlechten Start hatten. Leider ist dies viel zu selten der Fall. Üblicherweise kämpfen solche Menschen eher mit den Benachteiligungen, die ihnen ihre Eltern hinterlassen haben. Eddy Adams Experte für das ESF Youth Employment Thematic Network Jo-Jo-Effekt Die Daten über Heimabgänger in der EU sind lückenhaft. Doch z. B. in England, das geht aus aktuellen Daten des Bildungsministeriums hervor, befinden sich 40 % der Heimabgänger im Alter von 19-21 Jahren weder in Ausbildung noch in Beschäftigung. In der allgemeinen Bevölkerung sind dies nur 13 %. EU-weite Studien zeigen, dass nur 8 % der Heimabgänger einen höheren Bildungsweg einschlagen (der Durchschnitt liegt fünfmal höher) und dass viele junge Heimabgänger sich für einen kurzen Ausbildungszyklus entscheiden, um so bald wie möglich wirtschaftlich unabhängig zu sein. Dänische Forscher, die sich an der Studie beteiligt haben, bezeichnen diesen Prozess auch als „Jo-Jo-Übergang“ vieler in dieser Gruppe, die mehrmals eine Lehre beginnen und dann wieder abbrechen. Eindrückliche Geschichte: Magda fand einen Arbeitsplatz im Hotel So Stay in Gdansk – durch ein Projekt, das aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, dem Europäischen Sozialfonds, städtischen Geldern und Drittmitteln finanziert wird. © Shutterstock Weitere Informationen: https://europa.eu/!FN86CW und https://europa.eu/!fw37gV SOZ I A L AG E NDA / NOV E MB E R 2 0 1 8 / 2 5

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