Social Agenda Issue 53-DE

SOZ I A L AG E NDA / J U LY 2 0 1 7 / 1 3 finden und die Langzeitarbeitslosigkeit drohte sich festzusetzen (siehe Seiten 6-10). Zukünftige Herausforderungen Es gibt Grund zu der Annahme, dass die europäische Berufsbildung in Zukunft noch vielfältiger und pluralistischer wird. Schon jetzt expandiert und diversifiziert sich die Berufsbildung. Es tauchen neue Anbieter auf, die eine Berufsbildung auf neuen Bildungsstufen und in neuer Form bieten. Die positive Seite dieser Entwicklung ist, dass die Berufsbildung für die Interessenten und den Arbeitsmarkt zielgerichteter und relevanter wird. Die Schattenseite ist jedoch, dass sich die Fragmentierung durch die zunehmende Zahl von Berufsbildungseinrichtungen möglicherweise verschlimmert. Sollten die Berufsbildungssysteme in Form isolierter Inseln arbeiten, würde es für einen Lernenden sehr viel schwieriger sein, die in verschiedenen Einrichtungen und Formen, sei es in der Schule oder in der Arbeit erworbenen Lernergebnisse zu kombinieren. Das würde auch die Polarisierung zwischen den gering qualifizierten und hoch qualifizierten Arbeitskräften verstärken. Einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen Wenn es darum geht, neue Herausforderungen zu erkennen und darauf zu reagieren, ist die traditionelle Unterscheidung zwischen den Teilsektoren der Bildung und Fortbildung (allgemeine Bildung, berufliche Bildung und Hochschulbildung sowie berufliche Erstausbildung und Weiterbildung) nicht immer praktikabel. Sollten die politischen Entscheidungsträger eine zu enge Definition der Berufsbildung haben, könnte das die Fragmentierung verschlimmern und die Relevanz und Wirkung ihrer Politikansätze reduzieren. Daher sollte bei der zukünftigen politischen Zusammenarbeit eher ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt werden, indem die Bildungs- und Ausbildungssysteme als ein Ganzes betrachtet werden und erkundet wird, wie all diese Systeme das berufsorientierte Lernen fördern und erleichtern können. Die Diskussionen sollten sich auf die für die Berufsbildung charakteristischen Lernformate wie praxisnahes Lernen und impliziertes Lernen konzentrieren sowie auf Formen der Zusammenarbeit, die einen fruchtbaren Dialog mit den Akteuren des Arbeitsmarktes und der Gesellschaft als Ganzes gewährleisten. Kommunikative Kompetenz: die Balance finden zwischen horizontalen Kompetenzen – wie z. B. die Fähigkeit, zu kommunizieren – und technischen Kompetenzen, die eine kürzere Lebensdauer haben. © Belga Image An vorderster Stelle der sozialen Rechte Seit der Annahme der Schlussfolgerungen von Riga im Jahr 2015 erlangte die berufliche Aus- und Weiterbildung durch die Europäische Säule sozialer Rechte zusätzliche Bedeutung. Die Säule wurde von der Europäischen Kommission im April 2017 angenommen und sieben Monate später von den Staats- und Regierungschefs der EU proklamiert. Zu den 20 Grundsätzen, die in der Säule verankert sind, zählt auch das lebenslange Lernen: „Jede Person hat das Recht auf allgemeine und berufliche Bildung und lebenslanges Lernen von hoher Qualität und in inklusiver Form, damit sie Kompetenzen bewahren und erwerben kann, die es ihr ermöglichen, vollständig am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben und Übergänge auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich zu bewältigen.“ Weitere Informationen: Berufsbildungswoche 2018: https://europa.eu/ !gm86dV Cedefop-Projekt: https://europa.eu/!hG68gX SOZ I A L AG E NDA / NOV E MB E R 8

RkJQdWJsaXNoZXIy MTA1NjEw