Social Agenda Issue 53-DE

SOZ I A L AG E NDA / J U LY 2 0 1 7 / 1 1 BERUFLICHE AUS- UND WEITERBILDUNG Durch Freiwilligenarbeit lernen: Unter dem Gesichtspunkt des lebenslangen Lernens muss auch außerhalb des Klassenzimmers erworbenes Wissen berücksichtigt und validiert werden. © Belga Image Bei den fortlaufenden Überlegungen geht es vor allem darum, die richtige Balance zwischen scheinbar antagonistischen Anforderungen zu finden. ZumBeispieleineBalancezwischenderFörderungberuflicherExzellenz, die der Wettbewerbsfähigkeit und Innovationen zugutekommt, und der Gewährleistung einer sozialen Eingliederung, indem benachteiligte Gruppen wie frühe Schulabgänger oder junge Menschen, die weder in Arbeit noch in Ausbildung sind, eingebunden werden. Oder eine Balance zwischen der Vermittlung wichtiger horizontaler Fähigkeiten – wie der Fähigkeit, zu kommunizieren, im Team zu arbeiten, Verantwortung zu übernehmen und kritisch zu denken – und der Vermittlung von beruflichen Fähigkeiten in dem Wissen, dass die Verwendungszeiten der technischen Qualifikationen immer kürzer werden. Auch sollte das Angebot einer beruflichen Erstausbildung, die unmittelbar nach dem Abschluss zu einem hochwertigen Arbeitsplatz führt, verbessert und gleichzeitig das lebenslange Lernen angesichts des rasanten technologischen Wandels gefördert werden. Facettenreicher Ansatz Der zentrale europäische Teil der Berufsbildungswoche fand in Wien statt. Einer der Höhepunkte war die Abschlusskonferenz eines dreijährigen Projekts des Europäischen Zentrums für die Förderung der Berufsbildung (Cedefop) über die sich wandelnde Beschaffenheit und Rolle der Berufsbildung in der EU sowie in Island und Norwegen. Im Rahmen des von 2016 bis 2018 laufenden Projekts wurde analysiert, wie sich die berufliche Aus- und Weiterbildung zwischen 1995 und 2015 entwickelt und verändert hat. Die Ergebnisse sollten als Hinweis auf die wichtigsten Probleme und Chancen, vor denen die Branche heute und in Zukunft steht, dienen. Das Projekt befasste sich mit der Berufsbildung aus verschiedenen Blickwinkeln: die sich ändernde Definition und Konzeption der Berufsbildung, die externen Einflussfaktoren auf die Entwicklung der Berufsbildung, die Rolle der traditionellen Berufsbildung in der oberen Sekundarstufe aus der Perspektive des lebenslangen Lernens, die Rolle der Berufsbildung auf Hochschulniveau sowie Szenarien, die alternative Entwicklungspfade für die europäische Berufsbildung im 21. Jahrhundert aufzeigen. Mehr Diversität Die berufliche Aus- und Weiterbildung wird vielfältiger. Sie involviert neueAkteureunddehntsichinneueBereicheaus.DieseDiversifizierung ist zum Teil das Ergebnis der Selbstreform bestehender Institutionen und zum Teil der Entstehung neuer Institutionen zu verdanken und hängt mit demografischen, technologischen und wirtschaftlichen Veränderungen zusammen. In vielen Ländern hat sich die Zahl der Erwachsenen, die sich für eine Berufsbildung entscheiden, erhöht, was auf eine allgemeine Verschiebung in Richtung lebenslanges Lernen hindeutet. Diese Verschiebung hängt eng mit dem verstärkten Fokus auf Lernergebnissen zusammen, d. h. was ein Lernender am Ende eines Lernprozesses oder einer Lernsequenz wissen, umsetzen und verstehen sollte. Wird die Bildung, Ausbildung und Kompetenzentwicklung aus einer lebenslangen Perspektive betrachtet, ist tatsächlich auch das Lernen zu berücksichtigen, das die Menschen außerhalb des Klassenzimmers, bei der Arbeit oder an anderen Orten erwerben. Die Berücksichtigung SOZ I A L AG E NDA / NOV E MB E R 8

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