Social Agenda Issue 52-DE

SOC I A L AG E NDA / J U LY 2 0 1 7 / 2 7 Vom Handel zur Beschäftigung Sie haben Ihr neues Amt kurz nach der Proklamation der Europäischen Säule sozialer Rechte durch die führenden EU-Politiker und kurz vor der Unterbreitung der Vorschläge der Europäischen Kommission zum Haushalt 2021-2027 angetreten ... Ja, da war ich sofort voll im Einsatz! ImGroßen und Ganzen hat die Kommission trotz der Tatsache, dass die EU einen Mitgliedstaat verliert, einen stabilen Haushaltsplan vorgeschlagen. Zum ersten Mal gibt es ein spezifisches Cluster für Investitionen in Menschen unter dem Titel Kohäsion und einen genauen Betrag für den Europäischen Sozialfonds (ESF+). In der Tat wird der Anteil des ESF innerhalb des Kohäsionspakets steigen. Die Europäische Säule sozialer Rechte spielt eine führende Rolle im Rahmen der wirtschaftspolitischen Koordinierung des Europäischen Semesters, bei den künftigen ESF+-Prioritäten und sogar bei den Kompetenz- und Sozialinvestitionen von InvestEU. Wir stärken sie auch durch die Gesetzgebung. Wir haben eine sehr ehrgeizige Agenda, um den EU-Entscheidungsprozess vor den Europawahlen 2019 voranzutreiben, darunter die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, vorhersehbare Arbeitsbedingungen, Zugang zu Sozialschutz für alle, die Koordinierung der sozialen Sicherheit, der Rechtsakt zur Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderungen und nicht zu vergessen die künftige Europäische Arbeitsbehörde ... Zuvor waren Sie stellvertretender Generaldirektor der GD Handel. Gibt es bei den jüngsten, von der EU unterzeichneten internationalen Handelsabkommen jeweils einenAbschnitt über nachhaltige Entwicklung? Ja, die sind ganz substanziell, und der Bereich Arbeit ist ein wichtiger Teil davon. Es geht darum, eine gemeinsame Basis zu finden und sich auf Mindeststandards zu einigen, die wir alle einhalten müssen. Daher ist die Internationale Arbeitsorganisation so wichtig. Die Handelsliberalisierung ist eine gute Sache, und die Globalisierung hat für viele Menschen viele Vorteile. Es gibt aber auch Personengruppen, Regionen und bestimmte Industriezweige, die dabei den Kürzeren ziehen, und darum müsste man sich ebenfalls kümmern. Wir müssen unsere eigenen Werte verteidigen, bei denen soziale Rechte und Arbeitsrecht eine wichtige Rolle spielen. Daher ist die Europäische Säule der sozialen Rechte so wichtig: Sie drückt die Art von Gesellschaft aus, die wir schätzen. Sie dient also als Referenzrahmen, der wie ein Kompass die Richtung anzeigt, in die wir gehen wollen. Sie ist eine gutes Narrativ, das zum Handeln aufruft. Aber die Unterzeichnung der Säule ist eine Sache, und ihre Umsetzung eine andere, wie wir anhand unserer Legislativvorschläge sehen können, die das Europäische Parlament und den EU-Ministerrat durchlaufen. Wir sind entschlossen, diese Vorschläge durchzuziehen: Sie haben das Potenzial, das Leben von Millionen von Arbeitnehmern und ihren Familien zu verbessern, unabhängig davon, ob sie selbständig oder in neuen Beschäftigungsformen tätig sind, und auch Menschen mit Behinderungen den Zugang zu Produkten und Dienstleistungen in unserem Binnenmarkt zu erleichtern. Ehrgeizige Agenda: „Wir haben eine sehr ehrgeizige Agenda, die wir vor den Europawahlen 2019 durchsetzen wollen.“ © Europäische Union INTERVIEW Joost Korte ist seit März 2018 Generaldirektor der GD Beschäftigung, Soziales und Integration der Europäischen Kommission Z / I 8

RkJQdWJsaXNoZXIy MTA1NjEw