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CHEMSEA nimmt sich des Problems chemischer Munition in der Ostsee an

  • 27 November 2015

Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden circa 50 000 Tonnen chemischer Munition in der Ostsee entsorgt und bedrohen dort die Umwelt. Das Projekt CHEMSEA versucht, mehr über die Lage der Entsorgungsgebiete, den Inhalt und Zustand der Munition und ihre Reaktion auf die Bedingungen in der Ostsee herauszufinden.

Insgesamt konnte aus dem Projekt CHEMSEA der Schluss gezogen werden, dass Entsorgungsgebiete chemischer Kampfstoffe zwar keine unmittelbare Gefahr darstellen, aber ein Problem für die Ostsee bleiben werden. Einerseits stellen sie verstreute Punktquellen für eine Verschmutzung unbekannten Ausmaßes dar, die außerdem schwierig zu kontrollieren ist. Andererseits sind sie ein enormer wirtschaftlicher Schwachpunkt, durch den die Ostsee eine weniger sichere und womöglich kostspieligere Region für Investitionen wird.

CHEMSEA-Handbuch

CHEMSEA untersucht offizielle und inoffizielle Entsorgungsgebiete mittels Hydroakustik und Magnetometermessungen, um Verbindungen zwischen Objekten auf dem Meeresboden und Störungen im Magnetfeld zu ermitteln, Strömungen zu untersuchen und Sedimentproben zu entnehmen, mit denen die natürlichen Eigenschaften der Gebiete ermittelt werden sollen. Zur Kartierung gehört die Kategorisierung von Objekten, die Auswahl der Objekte, die weiter untersucht werden müssen, und die Eintragung von Koordinaten von Munition und kontaminierten Sedimenten in Karten.

Das Ziel von Toxizitätsstudien war die Untersuchung der biologischen Aufnahme chemischer Kampfstoffe unter verschiedenen Bedingungen. Dort, wo die Konzentration von Munition am höchsten war, wurden Käfige eingesetzt; anschließend wurde dann die Akkumulierung und biologische Auswirkung chemischer Substanzen auf die Fauna gemessen.

Standardisierte Notfallverfahren

CHEMSEA hat sich die nationale Gesetzgebung zu chemischen Kampfstoffen angesehen und Leitlinien für den Umgang mit Munition sowie die Entsorgung gefährlicher Abfälle und kontaminierter Sedimente formuliert. Ein regionaler Notfallplan aus Verhaltenskodizes wurde erarbeitet, der zum Einsatz kommt, falls chemische Munition unabsichtlich aus dem Meer geholt oder an Land geschwemmt wird. Für beide Szenarien wurden Modelle entwickelt, durch die eine Standardisierung der nationalen Notfallverfahren und -pläne erreicht wurde.

Darüber hinaus wurde ermittelt, wie hoch das Bewusstsein unter Fischern, Offshore-Arbeitern und anderen Gruppen ist, die mit chemischen Kampfstoffen in Kontakt kommen könnten. Durch Schulungen wurde das Wissen über auf See entsorgte chemische Munition sowie die vorbildlichen Vorgehensweisen zur Minimierung der Bedrohungen weitergegeben.

Ein ständiger Kampf

Chemische Kampfstoffe stellen bei Freisetzung eine Gefahr dar (dies kann durch die Korrosion der Metallhüllen geschehen). Das genaue Ausmaß der Korrosion chemischer Kampfstoffe in der Ostsee ist nicht bekannt, hängt allerdings unter anderem vom Material der Munition, der Dichte der Hülle und der Art des Entsorgungsgebiets ab. Das Wissen über die Auswirkungen chemischer Kampfstoffe auf die marine Umwelt ist also begrenzt.

Es ist unwahrscheinlich, dass die Munition an Land gespült wird, aber neue Technologien machen Aktivitäten in Tiefseegebieten möglich, wo Munition entsorgt wurde und mechanische Störungen zu Lecks führen könnten. Pro Jahr werden ungefähr 10 Fälle gemeldet, in denen ein Fischer chemische Kampfstoffe in seinem Netz gefunden hat.

Gesamtinvestitionen und EU-Mittel

Die Gesamtinvestitionen für das Projekt „CHEMSEA“ belaufen sich auf EUR 4 500 000, an denen sich der Europäische Fonds für regionale Entwicklung mit EUR 3 621 910 im Rahmen des operationellen Programms „Ostseeraum“ für den Programmplanungszeitraum 2007 bis 2013 beteiligt.