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Neue Formel für erneuerbare Energie revolutioniert Güssing

  • 13 January 2010

Erneuerbare, durch bahnbrechende Umwelttechnologien erzeugte Energie hat einer Kleinstadt im Südosten Österreichs den Aufschwung gebracht. Es wurde eine neue Anlage entwickelt, die durch Holzvergasung nicht nur Wärme für den Bezirk, sondern auch Elektrizität und synthetischen Diesel erzeugt. Der grundlegende Unterschied gegenüber ähnlichen Anlagen besteht darin, dass die in Güssing außerordentlich wenig Teer produziert.

Dies war eine Stadt ohne Zukunft, und heute stehen wir im Mittelpunkt des Interesses. Ich habe das Gefühl, dass jede Woche über neue Arbeitsplätze durch erneuerbare Energie berichtet wird.

Maria Hofer, eine gebürtige Bürgerin von Güssing

Professor Herman Hofbauer von der Technischen Universität Wien fand heraus, dass sich Biomasse in Gas mit sehr wenig Teer umwandeln lässt, wenn anstelle von Luft Dampf in die Vergasungskammer injiziert wird. Die Anlage, die nun mit voller Kapazität läuft, wenn das gesamte Gas verbrannt wird, erzeugt jährlich 14 000 Megawattstunden Energie. Mit 25 % der Energie aus Holz, die ans Verbrauchernetz gehen, und 55 %, die in Wärme umgewandelt werden, hat die Anlage eine Gesamteffizienz von 80 %.

Technologischer Durchbruch

Im Anschluss an einen Vortrag des Wiener Wissenschaftlers Hermann Hofbauer über eine Technologie, die er entwickelt hatte, um aus Holz synthetischen Kraftstoff herzustellen, beschlossen der Bürgermeister von Güssing und ein ebenfalls aus Güssing stammender Elektroingenieur, die Technische Universität Wien aufzufordern, ein Pilotprojekt zu entwickeln.

Die beiden starteten eine massive Fundraising-Kampagne und erhielten Beihilfen und Genehmigungen von der EU, der österreichischen Regierung und der Regionalregierung. Das Ergebnis war eine Anlage mit zwei verbundenen Wirbelschichtkammern, eine für die Gasifizierung selbst, die andere für Verbrennung. Diese bahnbrechende Technologie setzt Dampf ein, um Wasserstoff und Kohlenstoff von Holzabfall zu trennen. Anschließend rekombinieren die Moleküle zu einer Art von Naturgas.

Ein Teil dieses Gases wird in der Verbrennungskammer verbrannt und liefert Wärme für die Gasifizierung. Das restliche Gas wird gekühlt – die Wärme geht ins Fernwärmenetz – und gereinigt. Dann kann es auf unterschiedliche Weise genutzt werden. Derzeit wird es in einem Gasmotor verbrannt, der einen Elektrogenerator antreibt, wobei die daraus hervorgehende Abwärme ebenfalls in das Fernwärmenetz eingespeist wird. Allerdings kann das Gas auch als Rohstoff für die Herstellung eines synthetischen Dieselöls benutzt oder so wie es ist, als synthetisches Naturgas verkauft werden.

Rentable Investition

Die Anlage erhält ungefähr 15 Euro-Cents pro kWh für ihre Elektrizität – ein sehr viel geringerer Betrag als der Preis von rund 25 Euro-Cents, den Privatverbraucher in dem Gebiet zahlen. Schätzungen zufolge sorgt diese Anlage, zusammen mit einem anderen holzbefeuerten Heizsystem mit einer Kapazität von 42 MW, dafür, dass jedes Jahr 18 Millionen € in dem Bezirk bleiben, die man anderenfalls hätte ausgeben müssen. Mit anderen Worten, eine beachtliche Kapitalrendite.

Die Verfügbarkeit billiger Wärme (30 % billiger) hat dazu geführt, dass in der Stadt und ihrer Umgebung über 1 000 neue Arbeitsplätze entstanden sind, davon 100 in einem neuen Bürogebäude in einem Industriepark, in dem das Europäische Zentrum für erneuerbare Energie untergebracht ist. Das Zentrum selbst beschäftigt 12 Personen, und die anderen, die Raum in dem Gebäude angemietet haben, kommen zum Großteil von Unternehmen oder Beratungsagenturen, die mit erneuerbarer Energie zu tun haben. Das Zentrum organisiert unter anderem Führungen für die wachsende Zahl von Besuchern, die sich mit eigenen Augen ein Bild machen wollen – eine Aktivität, die ebenfalls für Beschäftigung in Hotels und Restaurants sorgt.

Dank des Umstiegs von fossilen Kraftstoffen auf erneuerbare Energien sind die Bewohner von Güssing im Bereich Elektrizität und Wärme autarker geworden.